Lange Zeit griffen viele Ärzte in Deutschland allzu schnell zum Rezeptblock, um Kinder und Jugendlichen ADHS-Medikamente zu verschreiben. Heute zeigt sich zum zweiten Mal ein Rückgang der Verordnungen.
Immer weniger Medikamente gegen ADHS werden heute in Deutschland verschrieben. Der Verbrauch von Ritalin, auch Methylphenidat genannt, ist im letzten Jahr 5 % gesunken. 1716 Kilogramm wurden im Jahr 2014 verschrieben, 2013 waren es noch 1803 Kilogramm. Ritalin bzw. Methylphenidat dient der Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen, auch als ADHS bekannt.
Trendwende begann 2013
Schon im Jahr 2013 zeigte sich die erste Trendwende. Der Verbrauch sank nach zwei Jahrzehnten erstmalig. Zehn Jahre zuvor hatte sich der Ritalin-Verbrauch in Deutschland noch verdreifacht. Vor einigen Jahren wurde aber beschlossen, dass die Verordnung solcher Medikamente nur noch beschränkt möglich sein soll. Dieser Weg zeigt heute, dass er richtig war. 2010 beschloss der Gemeinsame Bundesausschuss von Kliniken, Kassen und Ärzte, dass die Verordnung von ADHS-Arzneien strengere Vorgaben braucht. Heute profitieren die Patienten mehr von gezielten Behandlungen, als von Übervorsorge.
ADHS-Medikamente sind immer noch umstritten
ADHS-Medikamente, wie Ritalin sind umstritten. Die Liste der Nebenwirkungen ist lang. Es kann, zum Beispiel, zu Angstzuständen, Appetitlosigkeit, Schlafproblemen und gar zu Wachstumsstörungen kommen. Kritiker beanstanden hier oft die zu frühe Diagnose bei Kindern. Zu früh eingeschulte Kids mit unreifen Verhaltensweisen müssen nicht sofort unter ADHS leiden. Viele Ärzte haben bisher einfach zu schnell zum Rezeptblock gegriffen und Ritalin verschrieben, anstatt alternative Therapien anzubieten.
ADHS ist die häufigste psychische Störung bei Kindern und Teenagern
ADHS gehört zu den häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Teenagern. Bis ins Erwachsenenalter kann die Erkrankung bestehen bleiben. Bisher diagnostizierten Mediziner mehr als 250.000 Mal ADHS bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Wobei Jungen drei- bis viermal häufiger von dieser Störung betroffen sind als Mädchen. Leiden Kinder an ADHS haben sie einen stark ausgeprägten Drang nach Bewegung, sie lassen sich leicht ablenken und besitzen nur wenig Ausdauer. Wobei viele Betroffene auch emotional instabil sind und zu impulsiven, unüberlegten Handeln neigen.
Die genauen Ursachen für ADHS kennen auch die Wissenschaftler noch nicht. Es gibt aber verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Neben Medikamente zeigen auch Verhaltenstherapien und Neurofeedback Erfolge. letzteres sind spezielle Computerprogramme, die ADHS-Patienten helfen sich zuu konzentrieren und zu entspannen.
Oftmals werden ADHS-Medikamente auch missbräuchlich als Gehirndoping eingenommen. Durch die Einnahme von Reductil und anderen, ähnlichen Mitteln lässt sich bei gesunden Menschen die Leistung steigern.
Foto unten: Tim Reckmann/Pixelio.de