Doch Zwangsadoption war auch in anderen Industriestaaten nichts ungewöhnliches. Vor allem Minderheiten und nicht gesellschaftlich akzeptierte Gruppen widerfuhr im 20. Jahrhundert das Schicksal. In der Schweiz waren vor allem die Jenische, ein meist nicht sesshaftes Volk mit eigener Sprache, die von der Zwangsadoption betroffen waren. Zwischen 1920 und 1970 wurden den Familien die Kinder entrissen, um sie in Pflegefamilien und Anstalten zu sesshaften Bürgern zu formen. Auch in Deutschland kam es besonders in der Zeit des Nationalismus zu Zwangsadoptionen und das Ausmaß in der DDR ist kaum in Worte zu fassen. Es gibt noch viele weitere Beispiele, die zeigen, dass Zwangsadoption selbst im 20. Jahrhundert eine für den Staat ethisch vertretbare Verfahrensweise war.
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