Kolonialzeit beeinflusst noch heute das Magenkrebs-Risiko
Über Jahrtausende hinweg hat sich der Mensch genetisch an Krankheitserreger und Bakterien angepasst. Auch die Keime selbst stellen sich hier auf ihren Wirt ein. Noch heute verringert dies, das Risiko an Magenkrebs zu erkranken.
Noch heute hat die Kolonialisierung durch die Europäer anscheinend einen Einfluss auf die Gesundheitszustände von Völkern in Mittel-und Südamerika. Wie groß das Risiko ist an Magenkrebs zu erkanken, hängt wohl davon ab, wie sich die Gene von Mensch und Erreger aneinander angepasst und entwickelt haben. US-Forscher haben das Erbgut von Menschen aus zwei Orten in Kolumbien genau unter die Lupe genommen. Hierbei wurde untersucht, ob und welche Art von Bakterien im Magen der dort lebenden Menschen zu finden sind. Vor allem das Interesse für das Bakterium Helicobacter pylori war groß, denn diese können Magenkrebs und-geschwüre hervorrufen.
Die Experten waren in der Lage einen Zusammenhang zwischen der Evolution des Genoms bei Mensch und Bakterium nachzuweisen. Das Erbgut von Menschen und Bakterium beeinflusst somit die Stärke und Anfälligkeit für eine Infektion. So ist der genetische Typ von Helicobacter pylori, aber auch das jeweilige Erbgut des Menschen stets entscheidend dafür, ob eine bösartige Gewebsveränderung zu Stande kommt.
Das Bakterium tragen viele Menschen in sich
In der Magenschleimhaut setzt sich das Stäbchenbakterium Helicobacter pylori fest. Übertragen wird es oral. In der Magenschleimhaut kann es dann zu Entzündungen kommen.Viele Menschen bemerken nichts von dieser Erkrankung. Nur wenige Betroffene haben Beschwerden. Dennoch gilt dieses Bakterium als einer der größten Risikofaktoren für Magenkrebs. Der Erreger ist weit verbreitet. Es wird vermutet, dass etwa 30 bis 60 Prozent der Menschen in westlichen Industrienationen das Bakterium in sich tragen. Deutlich höher ist diese Rate in den Entwicklungsländern.
Schon seit Zehntausenden von Jahren gibt es das Bakterium bei Homo sapiens. Im Laufe der Evolution haben sich unterschiedliche Stämme des Helicobacter pylori entwickelt. Verschiedene Formen des Erregers können bei einzelnen Menschen auftreten.
In Gebirgsgegenden kommt es häufiger zu Magenkrebs
Gleich zwei Städte in Kolumbien wurden von Experten auf dieses Bakterium hin untersucht. In Gebirgsgegenden tritt Magenkrebs deutlich häufiger auf als an der Küste. Um festzustellen, welchen Einfluss das Erbgut des Wirts und die genetische Variation des Erregers haben, wurden die Daten gleich von zwei Bevölkerungsgruppen analysiert.
Die Verbreitung der Infektionen ist bei diesen Gruppen mit jeweils 90 Prozent beinahe gleich hoch. Magenkrebs ist dennoch auch hier sehr ungleich verteilt. In der Stadt Turquerres in den Anden ist diese Rate 25 Mal höher als in der Hafenstadt Tumaco. Gen-Analysen ergaben außerdem, dass die Menschen in den Küstenregionen hauptsächich Varianten in sich tragen, die auf eine afrikanische Herkunft schließen. Vorrangig leben hier Menschen mit afrikanischen Wurzeln. Die Menschen aus den Anden hingegen besitzen meist hispanisches Erbgut. Die Experten stellten fest, dass das Bakterium bei Menschen mit afrikanischen Erbgut deutlich weniger aggressiv ist.
Je länger Bakterium und Mensch sich gemeinsam entwickeln können, desto ungefährlicher wird ihnen der Erreger. Bevölkerungsgruppen in den Anden konnten sich anscheinend nicht lange genug an das Bakterium anpassen. Diese Ergebnisse können eventuell bei der Vorsorge von Helicobacter pylori wichtig sein. Experten erwarten 2014 in Deutschland 15.000 neue Magenkrebs-Fälle. (Quelle: welt.de/Axel Springer)
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