Zwangsadoption unter dem Deckmantel der Legalität

| 21. März 2013 | 0 Kommentare

612487_web_R_by_Sabine Ullmann_pixelio.deWeit mehr als 200.000 Kleinkinder wurden in Australien zwischen 1950 und 1975 vor allem alleinerziehenden Müttern unter ethisch fragwürdigen Bedingungen entrissen und mit einer Zwangsadoption in Heimen und Pflegefamilien untergebracht. Nun entschuldigt sich die australische Regierung für das moralisch verwerfliche Fehlverhalten. „Sie wurden gezwungen, Zwang und Brutalität von Praktiken zu erleiden, die unethisch, ehrlos und in vielen Fällen illegal waren“, so die Entschuldigung der australischen Premierministerin Julia  Gillard. Umgerechnet vier Millionen Euro will die Regierung nun zur Aufarbeitung bereitstellen. Allein 1,5 Millionen Euro erhält das Nationalarchiv. Der Entschuldigung vorangegangen war eine Untersuchung des Senats, die das Verfahren aufdeckte.

Doch Zwangsadoption war auch in anderen Industriestaaten nichts ungewöhnliches. Vor allem Minderheiten und nicht gesellschaftlich akzeptierte Gruppen widerfuhr im 20. Jahrhundert das Schicksal. In der Schweiz waren vor allem die Jenische, ein meist nicht sesshaftes Volk mit eigener Sprache, die von der Zwangsadoption betroffen waren. Zwischen 1920 und 1970 wurden den Familien die Kinder entrissen, um sie in Pflegefamilien und Anstalten zu sesshaften Bürgern zu formen. Auch in Deutschland kam es besonders in der Zeit des Nationalismus zu Zwangsadoptionen und das Ausmaß in der DDR ist kaum in Worte zu fassen. Es gibt noch viele weitere Beispiele, die zeigen, dass Zwangsadoption selbst im 20. Jahrhundert eine für den Staat ethisch vertretbare Verfahrensweise war.

Bildquelle: Sabine Ullmann/pixelio.de

 

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Kategorie: News, Welt

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